Wer mich näher kennt, der weiß, dass ich ein richtiger Harry-Potter-Fan bin. Alle Bücher wurden knapp ein Dutzend mal gelesen, jedes Jahr zum Geburtstag werden alle Filme am Stück durchgesehen. Konsequenterweise habe ich in diesem Jahr zum Geburtstag Eintrittskarten für „Harry Potter: The Exhibition“ bekommen. Die Ausstellung gastiert momentan in der Caligari Halle in Potsdam.
Kurz vor Weihnachten war es soweit und wir haben der Landeshauptstadt des Landes Brandenburg einen Besuch abgestattet. Heute möchte ich euch von meinem Eindruck der Ausstellung berichten.
Was gibt es zu sehen?
„Harry Potter: The Exhibition“ ist in diesem Herbst nach Deutschland zurückgekehrt. Zum zweiten Mal haben die deutschen Fans von Harry, Ron, Hermine und Co. die Möglichkeit hunderte von Requisiten, Kostümen und Kreaturen aus dem Harry-Potter-Universum aus nächster Nähe zu betrachten.
Die Ausstellung umfasst ca. 1.600 Quadratmeter und versucht eine originalgetreue, von den Filmen inspirierte, Atmosphäre zu schaffen. Als Besucher erhält man Einblicke in die erstaunliche Kunstfertigkeit hinter die Kulissen beim Betrachten der echten Kostümen, Ausstattungsstücken und Kreaturen der Kinoproduktionen.
Es finden sich Nachbildungen u.a. aus dem Gryffindor-Gemeinschaftsraum und dem Schlafsaal, der Klassenräume für Zaubertränke und Kräuterkunde sowie des verbotenen Waldes. Diese sind mit authentischen Requisiten, Kostümen und Kreaturen gefüllt, die bei den Dreharbeiten für die Filmreihe verwendet wurden.
Daneben gibt es interaktive Bereiche. So können die Besucher einen Quaffle-Ball werfen oder ihre eigene Alraune im Kräuterkunde-Klassenzimmer aus dem Topf ziehen.
Wie läuft der Gang durch die Ausstellung ab?
Kommen wir zu den Details. Mit vorab gekauften Eintrittskarten sollte ein zügiger Besuch der Ausstellung gewährleistet sein, soweit unsere Vorstellung. Wir waren 15 Minuten vor unserem „Einlasstermin“ vor Ort und konnten gleich in die Caligari Halle am Studio Babelsberg hinein. Auf dem Gelände waren nur wenige Menschen zu sehen, sodass wir zunächst guter Hoffnung waren. Kaum hatten wir den ersten Schritt in die große Ausstellungshalle gesetzt, ging die Enttäuschung los. Denn zusätzlich zum Wartebereich außerhalb, gab es auch eine Schlange im Inneren.
Neben einer kostenpflichtigen Garderobe warte eine Reihe Absperrbänder und eine Fotoecke mit Bluescreen und Kameramann auf uns. Durch diese Fotostation wurden alle Besucher gelotst.
Dort konnten Fotos gemacht werden und am Ende der Ausstellung mit einem gewählten Hintergrund sowie gerahmt erworben werden. Leider war nirgendwo der Preis dafür ausgeschrieben und die Nachfrage beim Mitarbeiter führt zu einem hingemurmelten und nicht näher erklärten Preis von 15,00 €. Weitere Fragen waren nicht bzw. nur auf englisch möglich. Deutschsprachiges Personal gab es erst vor dem Eingang zur eigentlichen Ausstellung. Dort mussten wir insgesamt nochmal ca. 20 Minuten warten, bevor wir in einer kleineren Gruppe hineingelassen worden sind.
Das Tor zur Ausstellung
Um die Wartezeit zu verkürzen, wurde vor einer großen Tor-Kulisse eine gewisse Form von Animation geboten. Diese drehte sich hauptsächlich um ein Frage- und Antwortspiel zu den Fakten aus den Büchern und Filmen. Wirkliche Informationen oder Einführungen zur Ausstellung selber gab es an dieser Stelle nicht. Insgesamt war der erste Eindruck, bevor es in die Ausstellung ging, lieblos und es fehlte mir eine gewisse Stimmung, die das Harry Potter- und Hogwarts-Universum normalerweise in mir hervorruft.
Mit dem Zauberspruch Alohomora wurde das Tor geöffnet und wir befanden uns in einem dunklen Raum mit den Bannern der Häuser von Hogwarts an den Wänden und einer kleinen Kulisse mit Stuhl und dem sprechenden Hut. Dort wurde der Besucher wieder „animiert“. Es durften sich die Kinder der Gruppe auf den Hocker setzen und sich vom Hut auf die Häuser verteilen lassen. Die eigentlich nette Idee wurde nicht konsequent umgesetzt. Denn es waren die Standardtexte des Hutes aus den Filmen, die vorgespielt wurden und leider auch nicht in der deutschen Übersetzung. Bis alle Kinder der Gruppe zufrieden waren, ging es auch nicht weiter. Also hieß es wieder knapp eine viertel Stunde warten.
Im nächsten Raum war es wieder dunkel, bis auf ein paar Bildschirmen an den Wänden. Dort wurden Ausschnitte aus den englischsprachigen Filmen gezeigt und es hieß wieder warten, bis es weiter in die eigentliche Ausstellung ging. Kurzzeitig hatte ich Sorge, dass diese Wartezeit in verschiedenen Räumlichkeiten die ganze Zeit weitergehen würde, denn wirkliche Informationen zur Ausstellung waren weiterhin Mangelware.
Der Hogwartsexpress
Nach einer gefühlten Ewigkeit von rund einer Stunde waren wir in der eigentlichen Ausstellung angekommen, wo uns, in Dampf gehüllt, der Hogwartsexpress erwartete. Diese erste Szene war recht gelungen inszeniert. Leider konnte man den Eindruck nicht lange genießen, da man von den Betreuern der Ausstellung schnell weiter in den nächsten Raum gescheucht wurde.
Danach wurde kein Betreuer bis zum Merchandising-Shop mehr gesehen, dankenswerterweise muss ich sagen. Der lieblose Eindruck des eingesetzten Personals vom Anfang hatte mir gereicht.
Die eigentliche Ausstellung
So wie Ihr euch durch den bisherigen Text quälen musstest, so waren wir genötigt uns durchzuschlagen, bis wir endlich die eigentliche Ausstellung sehen durften.
Die Ausstellung hält, was sie verspricht, aber kein bisschen mehr. Es gibt kleinere Kulissenaufbauten sowie viele Requisiten und Kostüme aus allen Filmen der Harry Potter Welt.
Es war schön zu sehen, mit welcher Perfektion die kreativen Köpfe der Gestaltung die Zauberstäbe, Umhänge, Zaubertrankzutaten etc. erschaffen haben. Im Detail wirken viele Gegenstände viel magischer, als sie im Film teilweise zur Geltung kamen. Mein persönliches Highlight waren definitiv die zahlreichen Flaschen aus dem Zaubertrankunterricht samt Waagen und sonstigen Gerätschaften zum Brauen von Zaubertränken.
Daneben habe ich mich sehr gefreut ein paar meiner Lieblingsrequisiten zu sehen zu bekommen. So finde ich den „Stein der Weisen“ in „Echt“ schöner und mystischer als er im Film gezeigt worden ist. Aber auch die Zettel für die Auswahl der Champions für das Trimagische Turnier sind meisterhafte Arbeiten der Requisite der Filmcrew.
Für die Hauptcharaktere gab es eigene Vitrinen, in denen die Gegenstände der Figuren zusammengefasst wurden. Die Idee dahinter fand ich sehr gut, da man sich so besser auf die Details konzentrieren konnte. Wer ausschließlich solche kleinen Details bewundern möchte, wird in der Ausstellung auf seine Kosten kommen.
Kritik an der Ausstellung – Liebe zum Detail fehlt
Leider waren die Ausstellungsmacher nicht immer konsequent. So erschließt sich mir beispielsweise nicht, was die verfluchte Kette aus „Harry Potter und der Halbblutprinz“ in der persönlichen Vitrine von Neville Longbottom zu suchen hat. Dieser hatte weder im Buch noch im Film direkt etwas mit dieser Requisite zu tun. Eine Ausgabe des „Klitteres“ machte noch im weitesten Maß Sinn, da Neville sich ja in Luna Lovegood, Tochter des Herausgebers, verliebt.
Ebenso zur Kategorie „Macht das Sinn?“ zählt, dass der Zauberstab von Harry Potters Vater, James Potter, zwischen Süßigkeiten von Weasleys zauberhafte Zauberscherze zu finden war.
Viele dieser offensichtlich kleinen Details waren mir in der Summe zu viele inhaltliche Fehler. Es hat mich gestört, mit welch geringer Wertschätzung zum Detail die Ausstellungsmacher in Potsdam vorgegangen sind.
So wurden wesentliche „Gegenstände“, wie die Horkruxe, in einer hinteren fast komplett dunkleren Vitrine zusammengepfercht. Sie waren kaum vernünftig anzusehen und hätten thematisch mehr Aufarbeitung verdient.
Gerade zu lächerlich erschienen mir die zwei bzw. drei „interaktiven“ Bereiche der Ausstellung: Alraunen ziehen bei Madame Sprout stellte sich als kleine Bank mit abgegriffenen Plastikpflanzen und 4 „Töpfen“ mit Plastikklumpen heraus, die den Alraunen im Film maximal den Namen gleich haben. Das Quidditch-Spiel bestand aus einem Schaumstoffball, den man ein bisschen in Form geschnitten hatte und der dann in drei wackelige Stangen geworfen werden durfte, die eventuell für Babyzauberer und -hexen als Torstangen durchgegangen wären. Nur Hagrids Hütte mit seinem Sessel entsprach dem, was versprochen worden war – was bei einem zu groß geratenen Sessel auch nicht so schwierig sein sollte.
Ich hätte mir gewünscht beispielsweise für ein Foto auch mal auf einen Besen, wie den Nimbus 2000, aufsitzen zu können. Das wäre für mich der absolute Renner gewesen.
Fazit – teuer und lieblos
Ein faires Fazit zu ziehen, fällt mir selbst mit etwas Abstand schwer. Natürlich behält man negative Eindrücke stärker in Erinnerung als Positives. Hinzu kommt, dass ich wirklich häufig die Bücher gelesen und die Filme gesehen habe. Dadurch war meine Anspruchshaltung an die Ausstellung entsprechend hoch.
Dennoch kann ich sagen, dass ich es toll fand, die vielen der Kulissenaufbauten, Requisiten und Kostüme einmal in „Echt“ sehen zu können. Das Drumherrum, wie die Führung durch die Ausstellung, die fehlende Liebe zum Detail, die man eigentlich von den Filmemachern gewohnt ist und eben auch den hohen Preisen für Eintritt, Bilder, Garderobe und Merchandising passen irgendwie nicht zur magisch faszinierenden Welt von Harry Potter. Meiner Meinung nach hat man mit der Ausstellung einfach nur versucht Geld zu machen, statt der besonderen Welt von Hogwarts eine angemessene Präsentation zu widmen.
Off-Topic
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Bildquellen
- Caligari Halle: Sabrina Czak
- Banner der Hogwartshäuser: Sabrina Czak
- Der Stein der Weisen: Sabrina Czak
- Vitrine Neville Longbottom: Sabrina Czak
- Harry Potter: The Exhibition: Sabrina Czak