In meinem Beitrag über meine ersten Erfahrungen bei einem Verbandswochenende des VDA habe ich euch bereits einen Artikel über Poecilia wingei angekündigt. Dem Versprechen möchte ich heute nachkommen.
Im Rahmen der Backstage-Führung in die Quarantäne des Klimahaus Bremerhaven habe ich dort einen großartigen Schwarm von Endlers Guppy, wie Poecilia wingei auch genannt wird, bestaunen dürfen.
Poecilia wingei aus der Campoma-Lagune
Die Exemplare von Poecilia wingei sind Nachzuchten eines Windfanges von Dr. D. Gentzsch aus dem Jahre 2006. Dieser Typ stammt aus dem Rio Oro (Las Aguas de Moises) zwischen Casanay und Cariaco und zählen so zum Campoma Stamm.
Die Campoma Guppys aus dem Rio Oro sind eine Endlerform mit schwarz abgesetzten gelben Schwertern und einem höheren Schwarzanteil. Besonders auffällig ist die Färbung der Rückenflosse: schwarz rot – schwarz. Der Körper ist stärker gestreckt.
Entdeckungsgeschichte von Endlers Guppys
Die ersten Erwähnung gehen bereits auf das Jahr 1937 zurück. Damals hatte Franklyn F. Bond auf der Halbinsel Paria gefangen. Niemand schenkte anfangs den konservierten Exemplaren die notwendige Aufmerksamkeit. Man hielt die Tiere für gewöhnliche Guppys.
Der Namensgeber John A. Endler fing 1975 einige ungewöhnliche Gruppys und gab die Tiere an den Ichthyologen und Taxonomen Donn Rosen vom American Museum of Natural History weiter. Rosen verstarb bevor er die Fische beschreiben konnte, er hatte aber vorher einige lebende Exemplare an den Genetiker Klaus Kallmann weitergegeben. Von dort gelangten Fische zu Züchtern, die ihre Nachkommen als Endlers Guppys vertrieben.
Noch 2004 kamen Ichthyologen zu dem Schluss, dass die Endlers Guppys zwar noch keine eigenständige Art seien, aber deutliche Unterschiede zum Gewöhnlichen Guppy (Poecilia reticulata) aufweisen.
Offiziell beschrieben wurde die neue Guppyart aus der Campoma-Lagune in der Nähe von Cariaco erst 2005 durch Poeser, Kempkes und Isbrücker als Poecilia wingei. Wenige Jahre später im Jahre 2009 wurde durch den Vergleich genetischer Marker nachgewiesen, dass die Guppys aus der Region von Cumaná und die von der Campoma-Lagune identisch sind. Die Cumaná-Guppys sind seit dem auch Poecilia wingei zuzuordnen.
Beschreibende Merkmale
Poecilia wingei unterscheidet sich von Poecilia reticulata durch die Farbe der Männchen, den Bau des Gonopodiums sowie einen leichten metallischen Schimmer bei den Weibchen.
Analog zum Gewöhnlichen Guppy gibt es bei Endlers Guppy einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus. D.h. die Weibchen sind größer als die männliche Exemplare. Die Weibchen erreichen eine Standardlänge von etwa 2 bis 2,9 cm. Die Färbung ist schlicht gräulich-beige. Geschlechtsreife Weibchen weisen einen deutlich erkennbaren Trächtigkeitsfleck auf. Die Flossen sind nicht ausgezogen.
Männliche Campoma-Guppys werden nicht mehr als 1,5 bis 1,96 cm groß. Einige Flossenstrahlen der Rücken- und der Schwanzflossen können verlängert sein. Die Männchen sind durch allerlei Flecken und Bänder bunt gemustert. Besonders charakteristisch für männliche Exemplare von Poecilia wingei aus der Campoma-Region ist ein vertikales schwarzes Band in der Körpermitte.
Endlers Guppy ist vivipar (lebendgebärend). Die Weibchen werfen in Intervallen von 28 bis 43 Tagen maximal 40 Jungfische.
Meine Poecilia wingei
Ich finde die Tiere im Gegensatz zu Poecilia reticulata viel interessanter, zwar sind die männlichen Exemplare deutlich kleiner, aber die Zeichnung und Bänderungen sind wesentlich differenzierter und spannender.
Bisher habe ich noch nicht viele gute Bilder machen können, ich hoffe dass sich meine Exemplare schnell eingewöhnen und dass ich die besonderen Winzlinge, dann besser fotografisch festhalten kann. Solange müsst ihr mit dem vorhandenen Bildmaterial Vorlieb nehmen.
Das angebotene Futter wird bisher gut angenommen. Die Poecilia wingei leben bisher noch sehr versteckt, die Weibchen weniger als die Männchen. Ich halte euch auf dem Laufenden…
Off-Topic
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