Gestern hatte ich die Gelegenheit im Rahmen der Aktion NZ+Ich der Nordsee-Zeitung einen Blick hinter die Kulissen der Sander Apotheke in Bremerhaven zu werfen. Heute möchte ich euch an meinem Eindruck teilhaben lassen.
Digitalisierung gibt es auch in der Apotheke
Der Rundgang durch die Sander Apotheke in der Bürgermeister-Smidt-Straße begann im Offizin. Das ist der Bereich, den die meisten Besucher einer Apotheke als Verkaufs- und Beratungsraum kennen.
Dort wurde klar warum Apotheker und Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte ((PKA)) beim Einlösen eines Rezeptes solange auf den Rechner schauen. So wird kontrolliert, ob die eigene Krankenkasse spezielle Verträge mit Herstellern von Medikamenten haben oder aber ob bereits beispielsweise Unverträglichkeiten o.ä. des Kunden bekannt sind. Läuft der erste Check positiv, dann wird im Obergeschoß der automatische Lagerroboter aktiv. Schaut doch dazu mal kurz ins Video am Ende des Beitrags.
In insgesamt vier Regalreihen liegen die meisten rezeptpflichtigen Arzneien bereit. Zwischen 8.000 bis 10.000 Packungen können so gelagert und automatisiert ausgegeben werden. Ein vollautomatischer Computerarm sucht das entsprechende Medikament heraus und befördert es zu den Ausgabesäulen im Verkaufsraum. Als besonders beeindruckend habe ich die Geschwindigkeit empfunden, mit dem das vollautomatische System arbeitet.
Wer nun glaubt, dass es deswegen in einer modernen Apotheker keinen fleißigen Mitarbeiter mehr braucht, der irrt gewaltig. Denn auch so ein Lagersystem arbeitet nicht eigenständig. So müssen Medikament bestellt, ausgepackt und ins System eingegeben werden. Damit nicht genug, denn zu große Verpackungen oder runde Dosen beispielsweise können nur begrenzt oder mit Umverpackungen im Medikamentenlager einsortiert werden.
Das gleiche gilt für Sonderbestellungen oder Arzneien die kühl in der Apotheke gelagert werden müssen. Im oberen Stock hört man ein Rattern eines kleinen Bondruckers, ähnlich wie man es in Restaurants kennt. Dann flitzt ein fleißiger Mitarbeiter, sucht das passende Produkt und schickt die Ware in einem kleinen Fahrstuhl nach unten.
Altbewährtes – individuelle Arzneien
Neben viel moderner Technik gibt es auch in der Sander Apotheke in Bremerhaven einen Bereich, von dem ich zwar wusste, dass es ihn gibt, dessen Wichtigkeit für eine moderne Apotheke ich aber völlig unterschätzt habe.
Im hauseigenen Labor werden täglich zwischen 20 und 30 Rezepturen frisch hergestellt. Ich wusste zwar, dass einige Apotheken noch Labordienstleistungen anbieten. Dieser Service wird immer noch von einem großen Teil der Ärzte und Kunden genutzt, dass hat mich nun doch überrascht.
Zu den Angeboten zählen u.a. Kapsel mit individuellen Wirkstoffgehalt für Säuglinge und Kleinkinder, Zäpfchen und Lösungen sowie Salben, Cremes und Lotionen.
Der Laborchef hat uns anhand einer Handcreme gezeigt, wie solch ein Produkt in der Apotheke entsteht. Wir durften es selber ausprobieren und jeder eine Tube mit nach Hause nehmen. Jetzt weiß ich auch, was eine teurere Feuchtigkeitscreme mit Urea ((Harnstoff)) von einer billigeren Variante unterscheidet und warum letztere so schnell unangenehm riechen.
Auch wenn Harnstoff noch leicht zu verarbeiten ist, wichtig ist das die fertige Creme einen leicht sauren pH-Wert hat. Denn andernfalls zerfällt der Harnstoff und es entsteht der unangenehm riechende Ammoniak. Mal wieder ein Labor von innen zu sehen hat richtig Spaß gemacht.
Mein Eindruck
Kurz gefasst: Es war spannend, lehrreich, informativ und hat mir persönlich eine neue Sicht auf Apotheken im Allgemeinen und auch speziell auf die Sander Apotheke in Bremerhaven gebracht. In meinem Alter besucht man eine Apotheke sicherlich nicht allzu häufig. Aber wenn, dann kann ich nun mit gutem Gewissen diese Apotheke empfehlen. Denn heute konnte ich freundliche Mitarbeiter, ein engagiertes Team und einen ausserordentlich kompetenten Laborchef erleben.
Danke an die Nordsee-Zeitung für die Organisation der Aktion, dem Chef der Sander Apotheken für die Führung und dem Laborchef für das Cremerezept.
Off-Topic
Nach einer Textanalyse ist dieser Text zu 77% subjektiv, die wichtigsten Worte sind: Harnstoff, Sander Apotheke, Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte, Bremerhaven, Laborchef, Nordsee-Zeitung, Eindruck
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Bildquellen
- Blick hinter die Kulissen einer Apotheke: Timo Hörske via Canva