17. Dezember 2024 Timo Hörske - persönlicher Blog
Stadttheater Bremerhaven - Terror

Musical Zorro im Stadttheater Bremerhaven

Am Wochenende waren wir im Stadttheater beim Musical Zorro – mit der Geschichte und den Songtexten von Stephen Clark, der Musik von The Gipsy Kings und zusätzlichen Stücken von John Cameron nach der Originalstory von Stephen Clark und Helen Edmundson. Die gespielte deutsche Fassung im Stadttheater Bremerhaven ist von Holger Hauer (Texte) und Jürgen Hartmann (Dialoge).

Die Geschichte

Den Mann mit der schwarzen Maske, als Rächer der Armen, kennen wir alle. 1920 als legendärer Kinoheld gestartet, focht Zorro mit wehendem Umhang, Hut und gezücktem Degen gegen Ungerechtigkeit und für das Recht der Schwachen. Das dazugehörige Musical feierte 2008 im Londoner West End Premiere und war dort neun Monate lang ausverkauft. Die Melodien stammen von The Gipsy Kings und wurden auch ausserhalb des Musicals zu echten Hits. Sicherlich nicht unbekannt sind Bamboleo, Djobi, Djoba und Baila Me, die dem Stück den unverwechselbaren musikalischen Stil geben.

Im Zentrum der Geschichte stehen zwei Brüder, die zu erbitterten Feinden werden. Der Jüngere, Diego, soll das Erbe seines Vaters als Bürgermeister weiterführen. Doch der Bruder Ramon verschleppt den Vater um zu behaupten, der Vater sei tot.  Er reißt die Macht mit Brutalität an sich. Gegen das Böse und für die Liebe kämpfend wird Diego zu Zorro, um unerkannt seinen Bruder zur Rechenschaft zu ziehen.

Bremerhavener Inszenierung

Die musikalische Leitung hat Ektoras Tartanis und für die Inszenierung zeichnet sich Ulrich Mokrusch verantwortlich, der bei Bedarf auch mal einspringen kann, wenn ein Darsteller ausfällt ((https://www.facebook.com/stadttheater.bremerhaven/posts/10155771332204264)).

Für Bremerhavener Verhältnisse gab es eine hervorragende Band ((vor allem die Trompeten)). Sie besteht aus Musikern des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven und wurde um vier Gitarristen aus Bremen erweitert. Diese haben den Klang in einem ausserordentlichen Maße bestimmt: Tim Schikoré, José Ribeiro dos Santos, Juan M. Claverias Jiménez und Jorge Ballesteros Vilches. Ungewöhnlich ist es, dass die Musiker zum Teil aus dem Orchestergraben auf die Bühne mussten und wieder zurück. Premiere für die Musiker zu Darstellern zu werden war es auf alle Fälle. Tartanis hat für einen schwungvollen Abend der musikalischen Spitzenklasse gesorgt.

Intendant und Regisseur Mokrusch hat die stark plakative Mantel-und-Degen-Geschichte von Zorro mit sehr feinem Humor und komödiantischem Ansatz gewürzt. Es gab eine ausgeglichene Balance zwischen Pathos und Slapstick und war auf das Feinste für die Darsteller ausgelotet worden.

Neben Diego und Ramon beherrschen zwei starke weibliche Figuren das Geschehen auf der Bühne. Auf der einen Seite ist da Luisa, die Liebe Diegos aus Jugendtagen. Sowie Inez, die Mitstreiterin von Diego als Straßensänger.  Beiden großen Damen gelingen die stimmigen Balladen und Duetten mit ihren Gefühlen und ihren Sehnsüchten mit unterschiedlicher Qualität. Die Regie von Mokrusch lässt Sentimentalität zu und weiß mit den Schwächen und Stärken der Figuren umzugehen.

Zur Kurzweiligkeit tragen auch einige sehr komische Szenen bei, etwa wenn Zorro als falscher Pfarrer seinem Widersacher Ramon bei einer Beichte das Geheimnis um den doch noch lebenden Vater entlockt. Genauso herrlich ist es auch, wenn Inez dem in sie verliebten Sergeanten Garcia die Kunst der Verführung bei dem Walzerlied „Noch ein Bier“ beizubringen versucht. Überwiegen tun jedoch die temperamentvollen Stücke und Szenen bei denen der stets solide und gut geführte Bremerhavener Chor brillieren kann ((Einstudierung Mario Orlando El Fakih Hernámdez)). Besonders begeistert hat das Ballett, welches zu Hochform aufgelaufen ist.

Von Dorit Lievenbrück stammt die Bühnengestaltung, mit Toren an den Seiten, einer wechselvollen und sehr passenden Projektion im Hintergrund und einer großen Freifläche, lässt den Tanz- und Fechtszenen den notwendigen Raum, ist aber zum Teil schwer einzusehen und trübt das Vergnügen der Zuschauer im Randbereich. Wechselnde Schauplätze werden durch vereinzelte, zum Teil zu wenige Requisiten dargestellt. Im Vordergrund sind durchgängig Grabkreuze und der Ausschnitt einer Krypta zu sehen, über denen sich manchmal ein Skelett hebt und senkt. Leider werden wenige stimmungsvolle Gesamtbilder geschaffen und das Zusammenspiel von Schauspiel, Tanz, Musik und dem Bühnenbild erscheint hölzern und wenig innovativ.

Die Besetzung

Die gesangliche Qualität im gesamten Stück ist durchaus als durchwachsen zu bezeichnen. Von Anfang bis Ende kann eigentlich nur Vikrant Subramanian als Zorro/ Diego überzeugen. Subramanian zeichnet sich durch einen schlanken Bariton aus, der auch mit den ungewohnten Anforderungen der Partitur umgehen kann. Seine Spielfreude führt zu einer authentischen und sympathischen Wiedergabe der Rolle. Das Highlight der Stücke aus der Sicht von Zorro ist sicherlich das sehnsuchtsvolle Duett mit Luisa.

Mit Filipina Henoch und Dorothea Maria Müller, für die Rollen der Luisa und der Inez, kann Bremerhaven eine eigentlich hochwertige Besetzung bieten: Henoch stimmlich etwas lieblicher und leider zum Teil ein bisschen verzogen und in schlechtem Timing, Müller etwas solider und gesanglich fester im Sattel – beide aber auf jeden Fall mit toller Bühnenpräsenz. Nicht zu unterschätzen sind die beachtlichen tänzerischen Einsätze, die für Hauptdarsteller sicherlich ungewöhnlich sind. Nicky Wuchinger gibt den Ramon als düsteren Schurken/Bruder und kann überzeugen, Tobias Haaks war mit seinem kraftvollem Tenor als Überraschung des Abends in der Rolle des verliebten Sergeanten Garcia zu sehen.

Zorro / Diego de la Vega: Vikrant Subramanian
Luisa Pulido: Filipina Henoch
Ramon: Nicky Wuchinger
Inez: Dorothea Maria Müller
Sergeant Garcia: Tobias Haaks
Alejandro de la Vega / Cante Jonde: MacKenzie Gallinger
Jorge: Vladimir Marinov
Ignacio: Daniel Dimitrov
Eduardo / Pater: Róbert Tóth



Alles in allem ein kurzweiliger Abend mit einer guten Unterhaltungsshow, die sicherlich aber noch Luft nach oben hat. Für den klassischen Musicalfan ist das Stück nur eingeschränkt geeignet, wer aber Flamenco Melodien und spanische Rhythmen mag, der ist bei Zorro in Bremerhaven gut aufgehoben.

Bilder gibt es auf der Seite des Stadttheaters Bremerhaven

 

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