13. November 2024 Timo Hörske - persönlicher Blog

Balkontauben – Die ganze Geschichte

Wer mir auf Facebook oder Instagram folgt, hatte bereits mit bekommen. Wir haben hatten Türkentauben auf unserem Balkon. Ich hatte immer wieder Bilder online gestellt, aber ohne viele Worte darüber zu verlieren. Heute ist die Zeit gekommen, die Geschichte dahinter zu erzählen. “Unser” Nachwuchs ist flügge geworden und schon fast weg. Da kommt ein bisschen Wehmut auf.

Die Verwechselung – Futter- oder Brutplatz

Also von Anfang an. Unser Balkon ist eine kleine Oase, immer bunt bepflanzt von Blumen, über Kräuter bis hin zu Erdbeeren. Alles was man auf einem Balkon haben kann, haben wir so fast. Natürlich darf im Winter kein Vogelhaus zum Füttern fehlen. Blöd nur, wenn man im Frühling auf Grund des bescheidenen Wetters vergisst es abzubauen. Es hieß vom Hersteller immer da passen keine Tauben rein. (Praxistest nicht bestanden, würde ich sagen.)

TürkentaubenÜber Ostern war unsere bunte WG ausgeflogen und als wir wieder da waren, die Überraschung: Da saß doch tatsächlich eine Taube im Vogelhaus und hatte es sich mit einem Nest gemütlich gemacht.

Der erste Blick war eindeutig, es war definitiv keine Straßen-, Haus- oder Stadttaube, wie man sie in Bremerhaven reichlich findet. Nach einem Blick in das, schon etwas verstaubte, Vogelbestimmungsbuch aus dem Bücherregal und einer Internetsuche war klar: Die typische Halszeichnung und das helle Federkleid sind charakteristisch für eine Türkentaube Streptopelia decaocto.

Die nächste Frage war nicht so einfach zu beantworten. Was tut ein verantwortungsvoller Mensch an dieser Stelle? Der gute Freund “Google” war sich uneins. Die geflügelten Ratten der Städte hat es nicht leicht, Nachwuchs gibt es in Bremerhaven reichlich und eine hohe Konkurrenz um Platz und Futter mit den Möwen gibt es auch. Das Nest dort belassen und der Taube ihre Ruhe lassen oder entfernen solange noch keine Eier abgelegt worden war?

Türkentauben stehen unter besonderem Schutz

Die letzte Frage stellte sich für uns nicht, denn da es sich um eine nicht gerade typische Stadttaube handelt wollten wir Sicherheit und haben beim zuständigen Umweltschutzamt nachgefragt. Türkentauben stehen nach der Vogelschutzrichtlinie 2009/147 unter besonderem Schutz und der § 44 BNatSchG ((Bundesnaturschutzgesetz)) besagt eindeutig:

Es ist verboten,

  1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
  2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert,
  3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.

Also blieb das Nest, wo es ist und wir haben unsere neue Mitbewohnerin ihre Ruhe gelassen, Eier zu legen und Ihren Nachwuchs groß ziehen zu lassen.

Der Nachwuchs der Türkentauben

Die Türkentauben legen meistens 2 weiße Eier. Die Brutdauer beträgt ca. 14 Tage und so war es auch bei uns auch fast. Mutter war kurz weg und wir haben die Chance genutzt ein Bild zu machen.

Die Nestlinge blieben ca. 22 Tage im Schutze des Vogelhauses. Die Jungen werden normalerweise von beiden Eltern mit Nahrung versorgt. In unserem Fall haben wir nur die Mutter gesehen, die fleißig ein und aus flog um Nahrung zu besorgen.

In den ersten Tagen besteht die Nahrung aus einem im Kropf vor verdauten Brei (Kropfmilch). Die Nahrung der Türkentaube besteht aus Knospen, Sämereien, Beeren, Insekten und auch Nüssen. Die Kleinen wurden so ordentlich versorgt, dass man ihnen beim Wachsen förmlich zusehen konnte. Wann immer sich die Gelegenheit bot, also Mutter ausgeflogen und der Nachwuchs ruhig war, haben wir uns zu einem weiteren Foto angeschlichen.

Am Anfang, also wenige Tage nach dem Schlupf, fand ich unseren Balkontaubennachwuchs, noch sehr häßlich. Nach den ersten zwei Wochen, konnte man die ersten Deckfedern über dem kindlichen Flaum entdecken. Langsam wich der gelbe Flaum, dem hellgrauen Federkleid und es waren sogar die ersten Anzeichen der typischen Halszeichnung zu erkennen. Während man von anderen Jungvögeln deutlich mehr Gezeter gewohnt ist, ging die Fütterung der Jungtauben bei uns relativ ruhig und gesittet vonstatten.

Nach 3 Wochen Schwerstarbeit für die alleinerziehende Taubenmutter sahen unsere jungen Türkentauben schon fast erwachsen aus. Unterscheide zu den Elterntieren sind fast nur noch durch die Größe auszumachen. Auffällig ist eigentlich nur, dass eines der beiden Jungvögel deutlich größer ist als das Andere. Scheinbar war die Fütterung doch nicht so gesittet wie beobachtet. Mit der Zeit hatten wir uns einen sehr ruhigen Gang auf dem Balkon und beim Blumen gießen eine sehr vorsichtige Betätigung angewöhnt.

Dies war aber eigentlich nicht nötig, Mutter und Nachwuchs hatten sich an uns gewöhnt und schreckten überhaupt nicht auf. Wir scheinen keine Gefahr dargestellt zu haben. Anfang der Woche stellte sich dann ein, was sich einstellen musste. Die pubertären Vögel erkundeten unseren Balkon, saßen auf dem Rand ihres Nestes und streckten schon mal die Flügel aus. Der große Tag für unsere Türkentauben war heute. Es ging gemeinsam mit der Mutter in die ersten Flugversuche. So überraschend, dass wir nicht die Chance hatten ein Foto zu machen.

Das Nest ist jetzt leer. Ganz verlassen möchte die junge Familie uns jedenfalls noch nicht. Der Nachwuchs nutzt das Balkongeländer noch fleißig um sich von den Streifzügen auszuruhen. Nach Verlassen des Nestes, werden die Jungen noch ca. 3 Wochen noch zusätzlich mit Nahrung von den Eltern versorgt. Ein bisschen beobachten können wir unser Balkontauben also noch. Die Geschichte endet also noch nicht, aber das letzte Kapitel ist jedenfalls angebrochen.

Früher, als wir noch unter dem Dach gewohnt haben, konnten wir immer den Möwen bei der Aufzucht ihrer Jungen beobachten. Einmal kam ein Jungvogel bei seinem ersten Flugversuch auch, durch das Fenster, in unserem Wohnzimmer vorbei. Jetzt haben wir halt Türkentauben zum beobachten. Klar ist, Türkentauben sind Standort treu, d.h.: nehmen wir in ein paar Wochen das Vogelhaus nicht vom Balkon, dann wird sich diese Geschichte als bald wiederholen.

Alle Fotos im Überblick:

 

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