Wir haben jetzt einen Schrebergarten, spätestens jetzt ist man richtig alt geworden :-). Daher werde ich euch jetzt ab und an, wahrscheinlich eher in der nächsten Saison, von typischem Gartenallerlei berichten. Heute – Der Obstbaumschnitt.
Aber von vorne: Der Kleingarten, auch Schrebergarten, Laube, Heimgarten, Familiengarten oder Parzelle, meint ein mehr oder weniger eingezäuntes Stückchen Land als Garten. Meist sind Schrebergärten auf einer Anlage von Grundstücken, die von Vereinen (Kleingärtnervereinen, Kleingartenvereinen, in den alten Bundesländern auch Gartensparte) verwaltet und an ihre Mitglieder verpachtet werden. So eine Anlage wird auch als Gartenkolonie oder Laubenkolognie bezeichnet. Die einzelnen Grundstücke werden in diesem Sinn oft Lauben genannt. Der “Laubenpieper” ist davon abgeleitet eine scherzhafte Bezeichnung für den Inhaber eines Kleingartens mit einer Gartenlaube.
Die Kleingärten dienen der Erholung in der Natur, vorallem für Stadtbewohner wie uns. Nach dem Vorbild der alten Bauerngärten können dort Obst und Gemüse angebaut werden, neben Zierpflanzen und Rasenflächen. Viele Gartenanlagen haben eine Laube auf dem Grundstück. Es gibt sogar neben der Vereinssatzung auch ein Bundesgesetz – Bundeskleingartengesetz – zur Regelung des Lebens in einer Kleingartenanlage.
Wie ihr seht, haben wir einen pflegeleichten Garten mit vielen Rasenflächen zum Entspannen. Die Jahreszeit zeigt, dass es zum Ende der Saison geht und weniger zu tun ist als im Sommer. Aber auch im Herbst gibt es für Gartenbesitzer zahlreiche Aufgaben, die auch für uns anfallen.
Ich habe mir als eine der ersten Amtshandlungen den Obstbaumschnitt vorgenommen. Kein komplett neues Thema für mich, bei den Großeltern konn ich immer mal wieder dabei sein und ihnen über die Schultern schauen. Trotzdem habe ich mich erstmal eingelesen.
Obstbaumschnitt
Es gibt unterschiedliche Techniken und Auffassungen. Wie bei vielen Dingen im Leben hängt der Obstbaumschnitt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem von Obstsorte, Baumart, Wachstum, Zustand und Zielsetzung. Viele Hobbygärtner schneiden ihre Bäume erst im Frühjahr. Wir haben uns für einen Herbstschnitt entschieden. Zu den Vorteilen zählen, dass in den letzten regenreichen und eventuell noch sonnigen Herbsttagen der Jungholzansatz gefördert werden kann. Der Nachteil ist, dass der Anteil des fruchttragenden Holzes reduziert wird und die neuen Ansätze/ Augen noch nicht so gut erkennbar sind.
Wir haben in unserem Garten dei ältere Obstbäume, die über mehrere Jahre wenig bis gar nicht beschnitten worden sind. Dadurch hangen die Äste mit den Früchten schwer durch und drohten auch teilweise zu brechen. Zum Anderen war die Krone so dicht, dass nicht alle Früchte genug Sonne bekommen haben. Mein Opa hat dazu immer gesagt, dass man seinen Hut durch die Krone werfen können muss ohne dass der Hut hängen bleiben kann. So das Ziel.
Mit Hilfe der Erinnerungen, zahlreicher Bücher und einer Portion ordentlichen Entdeckergeistes ging es an den Baumschnitt. Es gibt viele Bücher und noch mehr Regeln, die man berücksichtigen sollte. Ich habe mich auf drei einfache Grundlagen konzentriert, um erstmal wieder Grund reinzubekommen bei den Bäumen.
Schritt für Schritt
Erster Schritt: Totholz großzügig herausschneiden. Also alle abgestorbenen Triebe, die weder Blätter noch Ansätze zeigen, werden bis zum letzten aktiven Ast oder Verzweigung gekürzt. Bei älteren Bäumen können dies ganze Äste sein, die dort wegfallen.
Zweiter Schritt: Entfernung der diesjährigen direkt geraden Triebe. Alle junge Triebe, die am stärksten gewachsen sind und zwar total gerade nach oben. Diese sorgen nur für eine dichtere Krone und werden auch selten Früchte bilden. Diese werden mit ca. einem Auge/ Ansatz Abstand abgeschnitten.
Dritter Schritt: Form und Korrekturschnitt. Dies ist der schwierigste Teil des Schnittes und ist nicht jedes Jahr notwendig. Bei älteren Bäumen fast nie. Da unsere Bäume aber längere Zeit nicht geschnitten worden sind, wurde es notwendig. Die ideale Baumform hat 3 bis 4 Hauptäste auf denen die Last der Früchte liegt. Zwischen diesen Ästen sollte horizontal möglichst viel Abstand liegen, man kann sich dies vorstellen, wenn man den Baum von oben sieht, dass die Äste wie ein gleichseitiges Kreuz aussehen sollte.
Dies hat den Vorteil, dass man später beim Ernten an alle Seiten gleich gut heran kommt und alle Früchte gut Licht bekommen. Um die Last möglichst gleichmäßig zu verteilen, sollte bei diesem Teil des Obstbaumschnitts darauf geachtet werden, dass die Hauptäste einen gleichmäßig positiven Winkel von etwa 20° über der Horizontlinie haben. An diesen Ästen sollten die Jungentriebe erhalten werden, wenn sie nach aussen zeigen und nicht nach innen wachsen.
Sonderformen
In unserem Garten findet sich zusätzlich eine besondere Baumform, bei der noch weitere Hinweise angebracht sind. Beim Spalierapfel soll es nur eine Ausdehnung geben und zwar in die Breite. Er wird so geschnitten, mit Bändern und Stützen geformt, dass er in einer Richtung schmal und in der anderen breit wird.
Dort sind die Hauptäste längs gerichtet und an den Enden wird der Baum aufgezweigt. Schaut euch mal das Bild auf der linken Seite an. So könnt ihr euch einen guten Eindruck davon machen.
Hier gilt auch Totholz raus, gerade Triebe nach oben raus und beim Formschnitt muss besonders auf Quertriebe geachtet werden.
Unsere Bäume sind jetzt jedenfalls gerüstet für die neue Saison!