Jeder von euch hat sicherlich schon einmal eine Erfahrung mit dem Nachbild-Effekt gemacht. Mit einem kleinen Experiment möchte ich euch den Effekt vorführen:
Der Nachbild-Effekt ist eine optische Wahrnehmung, die nach Beendigung eines Lichtreizes bestehen bleibt.
Negatives Nachbild
In meinem Experiment mit euch handelt es sich um ein Negatives Nachbild: bei längerer Betrachtung eines Bildes erscheinen bei Schwarz-Weiß-Abbildungen die hellen Bereiche dunkel und die dunklen hell. Bei farbigen Darstellungen entsteht ein Nachbild in den Komplementärfarben (sukzessiver Helligkeits- bzw. Farbkontrast; Farbsimultankontrast).
Dies liegt vorallem daran, daß durch das Anschauen der farbigen Fläche die entsprechenden Rezeptoren desensibilisiert werden, also kurzzeitig überlastet und weniger empfindlich sind. Beim anschließenden gleichförmigen Weißeindruck reagieren die zuvor nicht desensibilisierten Rezeptoren stärker ((http://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/nachbild/8190)). Also bei der Farbe Rot im Bild werden die Rezeptoren für Rot besonders beansprucht, die für Grün und Blau gar nicht. Wird nun anschließend eine weiße Fläche betrachtet, so wird vom weiß weniger Rot wahrgenommen, weil der Rezeptor noch nicht wieder seine volle Empfindlichkeit zurück erhalten hat und die Wirkung von Grün und Blau wird dafür stärker wahrgenommen. Die weiße Fläche erscheint Blaugrün.
Positives Nachbild
Positives Nachbild: eine kurze intensive Belichtung der Netzhaut bewirkt ein Nachbild mit Farben, die dem Lichtreiz entsprechen. Dies verdeutlicht, daß die Signalabgabe der Rezeptoren im Auge länger anhält als die eigentliche Belichtung. Später schlägt es in ein negatives Nachbild um.
Nachbild-Effekt
Der Nachbild-Effekt ist ursächlich auch an anderen optischen Täuschungen beteiligt und kann uns richtig Kopfschmerzen machen. So wirken Bilder mit vielen Komplementärfarbkontrasten für das menschlichen Auge sehr unruhig, weil immer wieder starke Nachbilder entstehen können. Eben so entstehen dadurch optisch, aber nicht real existierende Schatten, wie im folgenden Beispiel:
Ein Nachbild ist umso stärker, je größer die gleichfarbigen Flächen des Objekts sind, je größer die Helligkeits- und/oder Farbkontraste an ihren Kanten sind, und je länger das Objekt betrachtet worden ist. Die letztgenannte Bedingung meint konkret, wielange es gelungen ist, die Wirkung der unwillkürlichen und feinschlägigen Mikrobewegungen der Augen zu vermindern und so für ein paar Sekunden die Reizung einzelner Rezeptoren nahezu konstant zu halten, also eine Lokaladaption ((Troxler-Effekt)) herbeizuführen.