Heute am 21. Februar jährt nach einem Jahrhundert der Beginn der Schlacht von oder wie ich finde besser passend um Verdun. Die Schlacht um Verdun bleibt im Rückblick wohl die bedeutendste Schlacht des Ersten Weltkrieges.
Was bleibt nach hundert Jahren übrig von solch einem Krieg? Wie sieht es rund um die idylische Kleinstadt Verdun heute aus? Was ist in unseren Erinnerungen noch übrig von den Grauen des Stellungskrieges zwischen Entente und Mittelmächten? Wie hat sich unser Europa entwickelt seit her? Vergessen wir nicht vielleicht zu oft worum es mit der europäischen Union wirklich geht?
Viele Fragen geistern heute durch meinen Kopf und ich habe versucht für mich und vielleicht auch für euch ein paar Antworten zu finden.
Jean-Jacques Rousseau meinte einmal sinnbildlich wo der Mensch geht, kommt die Natur zurück. Rund um Verdun (( Verdun Tourisme ))und den zerstörten Dörfern drum herum wie z.B. hat die Natur ihren grünen Schleier über die Geschichte und die Geschehnisse an diesen Orten gelegt. Die Mauer von Ruinen sind mit Moos überwachsen, die Granatentrichter sind zu Teichen, Seen oder grünen Auen geworden. Wo der Krieg scheinbar alles zerstörte wachsen heute wieder stattliche Bäume und geben den ruhelosen Geistern der verlassenen Orte Ihre Würde zurück. Das einzigste was den getrübten Blick unserer Zeit nach an die Ereignisse des Ersten Weltkrieges in dieser Gegend erinnert, ist das pünktlich zum 100 jährigen Gedenken rundum erneuerte Gedenkzentrum. Neu ist, dass die Ausstellung die Schlacht nicht mehr aus alleiniger französischer Sicht zeigt sondern auch an die Opfer auf deutscher Seite gedenkt. Ein weiterer wichtiger Schritt für die Deutsch-Französische Freundschaft.
317.000 Gefallene Soldaten auf beiden Seiten, 302 Tage erbitterte Kämpfe, bis zu 1525 Geschütze mit knapp 10.000 Granaten und Minen in jeder Stunde, die Überlebenden bezeichneten die Schlacht um Verdun als „Blutpumpe“, „Knochenmühle“ oder schlichtweg „die Hölle“. Im Beinhaus von Douaumont werden die Gebeine von etwa 130.000 bis heute nicht identifizierten deutschen und französischen Soldaten verwahrt. Wir sollten dies nie vergessen…
Zwei (Welt-) Kriege haben stark vereinfacht zu einer Gemeinschaft geführt deren Grundgedanke wir heute noch unter dem Begriff Europa oder Europäische Union zusammenfassen. Das historisch einmalige Bestreben nach immerwährendem Frieden auf unserem Kontinent war der grundlegende Antrieb der zu einer Gemeinschaft geführt hat die nicht nur Ihre Unterschiede in Kultur und Identität respektiert, sich gegenseitig unterstützt und im Kern für einander einsteht.
Dieses Europa bröckelt in aktueller Zeit stärker denn je. Die individuellen nationalstaatlichen Interessen überwiegen zusehens die Interessen der Gemeinschaft. Statt einem noch näheren Zusammenwachsen entfremden wir uns in zentralen Fragen immer mehr. Sind hundert Jahre wirklich eine solange Zeit, dass wir anfangen zu vergessen wer wir sind, wo wir herkommen, was wir miteinander erlebt haben? Wenn ich morgens die Zeitung aufschlage, dann habe ich oft genau dieses Gefühl.
Wir sollten nicht nur an Tagen wie diesen, aber auch eben gerade dann, uns alle erinnern welche Schrecken, die Kriege auf unserem Kontinent mit sich gebracht haben und wie lange wir jetzt schon in Frieden hier leben können. Ein wesentlicher Garant für unseren Frieden in Europa sind die Grundprinzipien und die Grundideen der Väter unserer Europäischen Union. Diese sind eben nicht die Fördermittel oder Regularien, welche heute unsere Gedanken an die EU beherrschen.
Als Buch zum Thema Schlacht um Verdun möchte ich euch gerne: Olaf Jessen – Verdun 1916 empfehlen. Moderne, aufgeklärte und kritische Analyse der wohl entscheidensten Schlacht des Ersten Weltkrieges. Schön auch, dass der Autor es schafft die verschiedenen Perspektiven von Frontsoldaten, Heeresführern und Allianzen in einem Buch zu betrachten.