22. Dezember 2024 Timo Hörske - persönlicher Blog
Crowdfunding

Crowdfunding – wenn der Schwarm investiert…

Schwarmintelligenz

Über Schwarmintelligenz gibt es zahlreiche Artikel, Informationen und Diskussionen. Die kollektive Intelligenz, geht in seinen ersten einfachen Formulierungen bereits auf Aristoteles zurück. Dieser beschrieb in seiner Summierungstheorie die ersten Grundzüge der gemeinschaftlichen Entwicklung von sozikulturellen oder auch wissenschaftlichen Gedankengängen. (( Aristoteles: Politik III, 11 (1281 a38–b9) )) Wenn der Begriff Schwarm- oder Gruppenintelligenz fällt, ist zu meist ein emergentes Phänomen in der Kommunikation und von spezifischen gleichgerichteten Handlungen verschiedester Individuen gemeint. Diese weisen in Ihrer Gesamtheit Verhalten vor, die unabhängig der individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen ein zumeist höherrangiges gemeinsames Ziel besser erreichen als es den einzelnen Beteiligten möglich wäre.

Wenn der Schwarm Geld in die Hand nimmt um eine Idee zu finanzieren gibt es grundsätzlich zwei Formen:

Crowdinvesting

Crowdfunding Beim Crowdinvesting investieren viele Internetnutzer in ein Startup und erhalten dafür Anteile. Die Investoren werden zu Anteilsinhabern des Startups. Sie profitieren dadurch von Gewinnen der Startups und falls das Startup an einen Großinvestor verkauft wird. Dieser Fall wird auch Exit genannt.

Für das Crowdinvesting gibt es viele mögliche Motivationen. Einer möchte einfach eine gute Idee und ihre Urheber bei der Realisierung unterstützen, während bei anderen sogenannten Mikroinvestoren finanzielle Aspekte – insbesondere die Beteiligung bei einem Unternehmensverkauf (Exit) im Vordergrund des Engagements stehen.

Bisher war es Privatpersonen vor Crowdinvesting generell schwer möglich, in Startups in der ersten frühen Phase zu investieren. Dies wird nun mit Crowdinvestingsystemen z.B.: Companisto bewerkstelligt. Verschiedene Anbieter ermöglichen es nun jedem, sich bereits mit kleinen (oder größeren) Invests an Startups zu beteiligen.

Crowdfunding

Das Crowdfunding hingegen enthält keine Anteile an einem Startup für Anleger bereit, sondern nur eine symbolische Gegenleistung, wie z.B. eine CD, ein Exemplar des geförderten Prouktes etc.

Crowdfunding ist früher im Internet gestartet und daher (noch) bekannter als Crowdinvesting. Das Crowdfunding ist aber auch keine Erfindung der Gegenwart. Genau genommen gibt es schon sehr lange. ((Menschen haben sich schon immer zusammengetan, um ihre gemeinsamen Visionen umzusetzen. Eine erste Variante des Crowdinvesting ereignete sich schon im London des 17. Jahrhundert. Henry Hudson arangierte zwischen 1607 und 1608 in der Budge Row, im Bezirk Cordwainer Street Ward, mehrfache Treffen mit den Besitzern der Muscowy Company. Die Vereinigung bestand aus Kaufleuten und Aristokraten, die das gemeinsame Ziel hatten, eine nördliche Passage zu den Reichtümern Asiens zu finden, um dem Britischen Empire einen erheblichen Vorteil gegenüber den Seemächten Spanien und Portugal zu verschaffen. Jedes Mitglied steuerte 25 der benötigten 6.000 Pfund für eine Exkursion bei. Obwohl die Passage nicht gefunden werden konnte (Crowdinvesting gab es schon, Google Maps war aber noch nicht erfunden *grins*) und Hudson erst in Diensten der Niederländer zu Ruhm und Reichtum kommen würde (Hudson River, Hudson Bay), als er die Bucht von New York entdeckte, zahlte sich die Investition der Muscowy Company vielfach aus.))

Beim Crowdfunding dient der Zusammenschluß vieler Interessierter, um ein bestimmtes, meist karitatives, künstlerisches und innovatives Projekt zu ermöglichen, das ohne den Schwarm nicht umgesetzt worden wäre. In den Fällen bei denen es eine Gegenleistung beim Crowdfunding gibt, ist diese nicht-monetärer Art. Crowdfunding ist im weitesten Sinne also mit einer Art Spende zu vergleichen. Menschen helfen Anderen, ein Projekt umzusetzen; ihre Motivation ist Altruismus.  ((Wenn man es so interpretieren will, haben schon frühere Künstler und Schaffende wie Mozart und Beethoven ihre Konzerte und Kompositionen im Vorfeld via Crowdfunding finanziert – durch a-priori-Subskriptionen, die die Spender mit exklusivem Zugang zu den Werken bezahlte.))

In den USA, dem Mutterland des Crowdfundings, brauchten die beiden Systeme Indiegogo und Kickstarter dem Crowdfunding zum Aufstieg. Verschiedenste Projekte werden dort z.T. in Millionenhöhe finanziert, die Beteiligten erhalten dann in der Regel ein Exemplar des crowdfinanzierten Produkts.

Crowdinvesting tauchen immer wieder Begriffe auf, die ich kurz beleuchten möchte.

Venture Loan

Unter Venture Loan oder auch Growth Debt kann ein endfälliges Darlehen, das an ein bestehendes Startup investiert wird, verstanden werden. ((http://www.vc-magazin.de/aeltere-beitraege-aller-kategorien/item/1557-es-darf-auch-mal-geliehen-werden))

In den meisten Fällen handelt es sich bei dieser Form der Finanzierung um Startups, die bereits drei bis vier Jahre im Geschäft sind und solide Umsätze sowie umfassende Sicherheiten und Garantien aufweisen können. ((http://www.gruenderszene.de/allgemein/growth-debt-finanzierung)) Als Ausgleich für das deutlich höhere Risiko (bis hin zum Totalverlust des Invest) im Vergleich zu anderen Anlegeformen für die Kapitalgeber gibt es vergleichsweise hohe Zinsen (8 bis 20 % p.a.) .

Risikokapital

Auch  als Venture-Capital oder Wagniskapital bezeichnet– ist eine weitere Form des Beteiligungskapital ausserhalb der klassischen Börsen („private equity“), das eine Beteiligungsgesellschaft ((Venture-Capital-Gesellschaft)) zur Finanzierung an als riskant geltenden Unternehmungen bereitstellt. Dieses Kapital wird in Form von vollhaftendem Eigenkapital oder eigenkapitalähnlichen Finanzierungsinstrumenten ins Unternehmen eingestellt. Die geschieht meist durch auf dieses Geschäftsmodell spezialisierte Wagnisfinanzierungsgesellschaften, häufig auch „Venture-Capital-Gesellschaften“ ((abgekürzt VCG)) genannt.

Kommentar

Die Finanzierung von Startups fernab von Hausbanken und klassichen Krediten findet immer häufiger im Rahmen von VCG oder Crowdinvesting statt. Wie in allen Bereichen der Finanzwirtschaft birgt dies das Risiko von Totalverlusten für die Investoren, aber eben auch Renditen, die mit klassischen Anlageformen nicht erreichbar sind. Diese Enwicklung macht auch nicht halt von Mainstreamfernsehsendungen. Das beste Bespiel sind die Investoren in der “Höhle der Löwen” auf VOX ((http://www.vox.de/cms/sendungen/die-hoehle-der-loewen.html))

Ich finde diese Finanzierungsmodell und Formen aus wirtschaftsrechlicher und mathematischer Sicht sehr spannend. Da es viel um Prognosen, Berechnungen und Bewertungen von Kennzahlen geht. Jahresabschlüsse, Cashflow, POS, break-even point etc. sind nur einige der zu betrachtenden Zahlen, wenn es um die Risikoabschätzung von Investionen geht. Vielleicht mache ich mir für euch später mal die Mühe eine paar Beispiele aus der Praxis als Rechenbeispiel aufzustellen.

2 Kommentare

  1. Ein sehr informativer Artikel zum Thema Crowdfunding. Das Interesse an dieser Form der Finanzierung steigt in vielen Bereichen immer weiter an. Ich bin gespannt, welche Entwicklung das ganze in Zukunft noch machen wird.

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